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23.03.2020

Zusammenstehen durch Abstandhalten

Liebe Frankfurterinnen, liebe Frankfurter,

eine Situation wie die jetzige haben wir alle noch nicht erlebt. Plötzlich ist alles anders. Und es gibt kein Handbuch, das wir aufschlagen können. Kein Lehrbuch, das uns sagt, was wir wann und wie zu tun haben. Ich weiß: Viele von Ihnen sind verunsichert, viele haben auch Angst.

Das verstehe ich gut. Und trotzdem appelliere ich an Sie: Atmen Sie tief durch. Bleiben Sie ruhig und besonnen. Es wird ein "Danach" geben. Ganz sicher. Spätestens dann haben wir alle die Frage zu beantworten, wie wir uns jetzt und heute verhalten haben. In Krisen zeigt sich der Charakter eines Menschen so deutlich wie nie. Wofür entscheiden Sie sich? Sind Sie selbstsüchtig und gefährden andere? Oder verhalten Sie sich solidarisch, verantwortungsvoll und umsichtig? Ich sage Ihnen schon heute: Man wird sich auch danach daran erinnern.

Für unsere gesamte Gesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass jede und jeder von uns nun im Sinne Aller handelt. Die erlassenen Verordnungen und Beschränkungen bilden nur den Rahmen dafür. Es gibt keine Anleitung für jeden einzelnen Schritt. Es zählt der gesunde Menschenverstand von jedem.

Ich weiß, dass sich die vergangenen Tage für manche von uns wie Wochen anfühlen.

Es ist erst eine Woche unter eingeschränkten Lebensbedingungen verstrichen, das sollten wir uns klarmachen. Und wir sollten uns auch klarmachen, dass wir erst am Anfang stehen. Deshalb sollten alle verstehen, dass es auf viele Fragen noch keine Antworten gibt. Sie werden von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche zu finden sein.

Wir wissen immer noch viel zu wenig über COVID-19, aber das Wissen wächst. Nach aktuellen Experteneinschätzungen könnte das Bild für unsere Stadt - im schlimmsten Fall - so aussehen: Von den knapp 60.000 Menschen, die in Frankfurt (Oder) leben, werden während der Verbreitung des Virus etwa 12.000 medizinische Behandlung benötigen. Ungefähr 420 von ihnen werden intensivmedizinisch versorgt, also beatmet werden müssen. Unser Klinikum verfügt, wenn alle Optionen eingesetzt werden, über eine maximale Kapazität von 29 Beatmungsplätzen. Damit gehören wir schon zu den am besten versorgten Städten. Und dennoch: Fallen die 420 Notfälle gleichzeitig an, könnten 391 Menschen sterben, die hätten überleben können, wenn es uns gelungen wäre, die Verbreitung des Virus so zu verlangsamen, dass ausreichend wenig Menschen parallel behandelt werden müssen. Das müssen wir alle verstehen: Es geht nicht darum zu verhindern, dass so gut wie jede und jeder von uns das Virus erleben wird. Das wird geschehen. Und nach allem, was wir derzeit wissen, werden so oder so etwa 420 Menschen eine intensive Behandlung brauchen. Aber es macht einen immensen Unterschied, ob das an einem Tag, über eine Woche oder Wochen und Monate verteilt passiert. Denn nur wenn uns letzteres gemeinsam gelingt, kann allen bestmöglich geholfen werden. Das entscheidet über Leben und Tod. 

Die meisten von uns gehören nicht zur älteren Bevölkerung und haben Vorerkrankungen. Wenn bei ihnen COVID-19 ausbricht, ist ihr Leben in aller Regel nicht gefährdet. Das ist gut. Nicht gut ist, dass diese Personen das Virus auf andere übertragen. Nicht erst, wenn sie erkranken, sondern sobald sie es in sich haben. Ob Sie es haben, wissen wir in der Regel erst 5 bis 7 Tage später. So entstehen Infektionsketten, die letztlich für viele Menschen sehr gefährlich enden.

Es sei denn: Wir verzichten für eine Zeit darauf, andere zu treffen. Wir halten mindestens 1,5 Meter Abstand voneinander. Wir beachten die erlassenen Verordnungen strikt.

So können wir die Verbreitung des Virus eindämmen, teilweise sogar unterbrechen.

Mir ist klar, dass die derzeitigen Einschränkungen für viele von uns enorme Belastungen und auch Ängste mit sich bringen. Ich empfinde größten Respekt für jene, die jetzt zuhause Kinder betreuen, die in den Einrichtungen des Gesundheitswesens, in Supermärkten und vielen anderen unbedingt erforderlichen Bereichen dafür arbeiten, dass unser aller Leben trotz schwieriger Umstände weitergehen kann. Bitte treten Sie diese Mühen nicht mit Füßen! Haben Sie Respekt vor diesen Menschen! Und zeigen Sie das auch, indem Sie alles tun, um Ihren Beitrag zu leisten! Nicht unnötig Gruppen bilden. Nicht im Supermarkt hamstern. Und nicht verständnislos und wütend mit Ihren Mitmenschen umgehen.

Ich weiß, dass die Verunsicherung darüber, was Sie unter den gegebenen Umständen noch tun dürfen, groß ist.

Daher mein Rat: Es ist ein sonniges Wochenende angekündigt. Wenn Sie Lust darauf haben, den Frühling mit einem Spaziergang an der frischen Luft zu begrüßen, dann tun Sie das. Die Stadt ist groß genug für Alle. Tun Sie es aber nur gemeinsam mit Ihren Lieben, mit denen sie ohnehin täglich direkten Umgang haben. Machen Sie um Andere einen Bogen und schenken Sie Ihnen stattdessen ein freundliches Lächeln. Das können wir alle gerade gut gebrauchen, oder? Mein Appell an Sie: Seien Sie gut zueinander. Wo immer Sie können. Dann wird diese schwierige Lage, für uns alle ein bisschen einfacher.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute. Passen Sie auf sich auf. Und achten Sie gut aufeinander.

Ihr

René Wilke