Der Name Richtgasse, Richtstraße hängt mit dem Gerichtswesen innerhalb der Stadt und dem Richtplatz auf dem Galgenberg nördlich der Stadtmauer in der Lebuser Vorstadt, der heutigen Richtstraße sinngemäß zusammen. Denn in der Stadt wurde der Stab über die Delinquenten gebrochen, die dann öffentlich über die ehemalige Richtstraße nordwärts nach dem Lebuser Tor, eines der drei Stadttore, hinaus zum Richtplatz geführt wurden. Die ehemalige Richtstraße entspricht in etwa der alten Handelsstraße vor der Stadtgründung, deren Verlauf nach der Stadtgründung im Wesentlichen belassen wurde. Nach 1450 wurde sie vollkommen neu angelegt und sogar gepflastert. Zu Zeiten der Stadtmauer befand sich das Lebuser Tor in der heutigen Karl-Marx-Straße auf Höhe der Lebuser Mauerstraße. Bei dem Karl-Marx-Denkmal war die Zugbrücke über den Wallgraben. Die Richtstraße war über Jahre hinweg die Straße der Ausspannungen und Gastwirtschaften. Nachdem in den letzten Kriegstagen 1945 das Zentrum in Schutt und Asche gefallen war, beschloss die Stadtverordnetenversammlung auf der 39. Sitzung 1956 den Aufbau dieser Straße, am 4. April 1956 erfolgte die Grundsteinlegung zu den ersten vier Wohnblocks. Seit 1988 mahnt ein Gedenkstein an das Schicksal der jüdischen Bürger während der NS-Zeit. Der Platz der Synagoge wird heute von der Karl-Marx-Straße zwischen dem Oderturm und dem Brunnencafé eingenommen. Marx, Karl, Philosoph, Kritiker der Nationalökonomie, geb. 05.05.1818 Trier, gest. 14.03.1883 London. M. studierte Rechtswissenschaften und Philosophie, 1842/43 Redakteur der liberalen „Rhein-Zeitung“, 1843 in Paris, 1845-48 in Brüssel; aus beiden Städten ausgewiesen, lebte er nach kurzem Aufenthalt in Köln von 1849 bis zu seinem Tod in London. M. wurde mit F. Engels der Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus (Marxismus). Er übernahm von Hegel die dialektische Methode und Geschichtsauffassung (Erfassung der Wirklichkeit in ihren Widersprüchen und Zusammenhängen) und gestaltete sie (unter Abkehrung vom Idealismus Hegels) zum dialektischen und historischen Materialismus um, wonach die wirtschaftlichen Kräfte und Verhältnisse die Entwicklung von Gesellschaft und Geschichte bestimmen. Hauptwerk ist „Das Kapital“. Das Karl-Marx-Denkmal wurde am 04.05.1968 eingeweiht.