Der Kießlingplatz wurde als Zugang zum Siedlungsbereich Paulinenhof gestaltet. Zwischen zwei segmentbogenförmig geführten zweigeschossigen Bauten beginnt die Hermann-Boian-Straße als Hauptachse der von Kießling im Heimatstil errichteten Wohnanlage. Dieses „Eingangstor“ wird durch skulpturengeschmückte Fußgängerpforten seitlich der Fahrbahn betont. Kießling, Hanns Martin, Architekt, Reichsbahnbaurat, geb. 28.04.1879 Berlin, gest. 02.04.1944 Berlin. Leben und Werk des Architekten Hanns Martin Kießling lassen sich aufgrund fehlender Archivalien nicht lückenlos nachzeichnen. Einzelne Daten seines Werdeganges und seiner Bauprojekte sind bekannt: Studium bei Regierungsbaumeister Drescher, Technische Hochschule Charlottenburg (Berlin); ab 1908 Regierungsbaumeister der Reichsbahndirektion in Köln in Zusammenarbeit mit den Baumeistern Biecker und Kayser; 1918 Hochbaudezernent der Reichsbahndirektion in Köln; 1919 bis ca. 1922 Entwurf zur Eisenbahnsiedlung in Köln-Porz-Gremberghoven im Auftrag des „Beamten-Wohnungsvereins“. Ab 1921 leitender Architekt und Geschäftsführer der Siedlungsgesellschaft Ostmark in Frankfurt (Oder). Planung und Bau von Wohnungen für mehr als 600 Familien der Reichbahndirektion Osten. Um 1924 Aufsatz über „Stätten- und Städtebau in Frankfurt an der Oder“ in der „Zeitschrift für Bauwesen“, 1925 Herausgabe des Buches „Ostmarkbauten, Städtebau in einer Mittelstadt“. 1927 bis 1928 Leiter des städtischen Hochbaus in Danzig – Entwurf zur Helene-Lange-Schule in Danzig (Fertigstellung 1930). 1928 bis 1933 Ministerialdirektor im Preußischen Finanzministerium, Abteilung Hochbau; Entwurf der Universitätsfrauenklinik, Ziegelstraße 14/15 in Berlin. 1930 Verleihung des Grades eines Dr. Ing. e.h. durch die Technische Hochschule Aachen. Von 1930 bis 1935 Mitglied der Akademie des Bauwesens. 1930 Vorsitz in der Gutachterkommission zur Umgestaltung der Neuen Wache von Karl-Friedrich Schinkel in eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Um 1943 vermutlich letzter großer Auftrag zu einem Entwurf für das Mausoleum im Park „Hus Doorn“, Niederlande, seit 1943 Ruhestätte Wilhelm II. Das größte Projekt verwirklichte Kießling in Frankfurt (Oder). Für die neu errichtete Reichsbahndirektion Osten mit Sitz in Frankfurt (Oder) plante und baute er 1922 bis 1925 etwa 600 Wohnungen für Familien der bis dahin in den Provinzen Posen, Westpreußen und im Danziger Raum wohnenden Eisenbahner. Zur Durchführung des Bauvorhabens gründete die Reichsbahnverwaltung mit der Stadt Frankfurt die „Siedlungsgesellschaft Ostmark“. Kießling wurde vom Aufsichtsrat zum Geschäftsführer bestimmt und gleichzeitig mit den Entwurfsarbeiten betraut. Es wäre sicher einfacher gewesen, 600 Wohnungen auf einem geschlossenen Komplex serienförmig unterzubringen. Kießling aber wählte sieben verschiedene Standorte an öffentlichen Plätzen, Baulücken und ein freies Baugelände auf dem Grund und Boden des einstigen Gutes Paulinenhof. Alle diese Teilprojekte bilden in sich ein geschlossenes Ganzes, aber jeweils mit bemerkenswerten, den Standorten angepassten städtebaulichen und baukünstlerischen Einzellösungen (Ferdinandstraße, Gertraudenplatz, Grüner Weg, Humboldtstraße, Leipziger Straße, Paulinenhof und Wieckestraße). Etwa zwei Drittel der gesamten „Kießlingbauten“ wurden von der Philipp-Holtzmann AG hergestellt. Desweiteren waren die Genossenschaft des Frankfurter Bauhandwerks, die Soziale Bau- und Betriebsgenossenschaft Frankfurt (Oder) und die Firma Schmidt (Rosengarten) beteiligt. Die Schöpfer des plastischen Schmuckes sind Bildhauer Waldemar Lemke für die Gartensiedlung (Paulinenhof), für die Bauten am Wieckeplatz (Wieckestraße), am Anger (Gertraudenplatz) und am Grünen Weg sowie Bildhauer Felix Kupsch für die Häuser in der Humboldtstraße.