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09.09.2014

5000 Jahre alte Siedlungsspuren im Sand

Bemerkenswerte archäologische Befunde in der Hafenstraße

Im Rahmen der Aushubarbeiten für einen im Bau befindlichen Regenwasserkanal sind im westlichen Drittel der Hafenstraße zahlreiche bemerkenswerte archäologische Befunde entdeckt worden.

Die frühesten Siedlungsspuren sind bis zu 5000 Jahren alt. In einer Grube lag eine mit V-förmigen Stichen und Schnurabdrücken verzierte Randscherbe einer sogenannten Kugelamphore. Kugelamphoren sind bauchige Gefäße mit einem steilen Hals. Die in ihrer Formgebung auffälligen Gefäße gaben einer ganzen jungsteinzeitlichen Kultur den Namen.

Eisenzeitliche Nachbarn des Burgwalls von Lossow siedelten ebenfalls im Bereich der Hafenstraße. Ein 2600 bis 2800 Jahre altes Grubenhaus wurde bei den Bauarbeiten ebenfalls angeschnitten und von der archäologischen Fachfirma „altum“ unter der Grabungsleitung von Kai Schirmer dokumentiert. Das Grubenhaus wurde damals ca. 50 cm in den Boden eingegraben. Eine Pfostenkonstruktion, die sich als Bodenverfärbungen im hellen Sand abzeichnete, bildete wahrscheinlich die Unterkonstruktion für das Dach des Grubenhauses. Das Grubenhaus war ca. 4 Meter lang und Nordwest-Südost ausgerichtet. Schwarz gefärbte an der Oberfläche polierte Keramikscherben aus der Grubenhausverfüllung lieferten dann einen Datierungshinweis für das ehemalige Gebäude.

Bislang war nur durch vereinzelte Keramikscherbenfunde in der Lebuser Vorstadt eine vorgeschichtliche Besiedlung bekannt gewesen. Mit den Neufunden wurden endlich konkrete Siedlungsspuren gefunden. Dazu gehören auch Feuerstellen und Vorratsgruben.

Die vorgeschichtlichen Siedlungen wurden dann schließlich durch den seit dem Mittelalter bis 1812 belegten Friedhof der Georgenkirche überdeckt. Direkt unter der abgebrochenen Straße wurden bislang 22 Bestattungen freigelegt. Teilweise liegen diese übereinander, teilweise aber auch in Reihen nebeneinander. Reste der Särge haben sich als holzig-torfige Relikte erhalten. Einige Gräber enthielten filigranen kupferhaltigen Schmuck (Nadeln, Blumen), der zu sogenannten Totenkronen gehörte. Als Ausdruck des Volksglaubens wurden Totenkronen in der Barockzeit jungen weiblichen noch nicht im heiratsfähigen Alter Verstorbenen mit ins Grab gegeben, um sie im Jenseits zur „Braut Christi“ werden zu lassen. Derzeit ist die Ausdehnung des Friedhofs noch nicht abschätzbar.

Aus wissenschaftlichen und pietätischen Gründen werden jetzt die Bestatteten einzeln geborgen und anschließend die vorgeschichtlichen Siedlungen archäologisch dokumentiert. Freigelegt wird nur das, was durch die geplante Baumaßnahme gefährdet ist, alles andere verbleibt im Boden. Die Funde gehen nach Wünsdorf zum archäologischen Landesamt. Sollte die archäologische Befunddichte ähnlich dicht bleiben wie in den vergangenen eineinhalb Wochen, werden die vier Ausgräber bis in die erste Hälfte Oktober beschäftigt sein.