Als die Grenze zwischen Deutschland und Polen im März 2020 geschlossen wurde, konnten etwa 70.000 polnische Grenzpendler entlang der gesamten deutsch-polnischen Grenze nicht mehr zur Arbeit kommen, Tausende deutsch-polnischer Familien wurden getrennt und Hunderte von Schülerinnen und Schülern konnten ihre Schule nicht mehr besuchen. Nach einer deutschsprachigen Corona-Hotline richtete die Stadt Frankfurt (Oder) auch eine polnischsprachige TelefonHotline ein, um die Betroffenen zu beraten. Die Hotline konnte mit vier zweisprachigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt besetzt werden, die in den besonders kritischen Wochen auch an Feiertagen im Einsatz waren und sich angesichts rasch ändernder Rahmenbedingungen oftmals auch abends und am Wochenende informieren und abstimmen mussten, um am nächsten Morgen die Fragen von zutiefst verunsicherten Bewohnern der Grenzregion beantworten zu können. Es ging um Fragen wie: Wer muss in Quarantäne? Was kann ich tun, wenn mein Arbeitgeber mir kündigt, weil ich wegen der Grenzschließung nicht mehr zur Arbeit kommen kann? Wie komme ich an die vom Land versprochene Kostenentschädigung? Nach einer schrittweisen Wiederöffnung der Grenze am 4. Mai und 13. Juni und einer Erholung der Lage im Sommer kam es im Herbst zu neuen Einschränkungen, der Aufhebung des Kleinen Grenzverkehrs und im Jahr 2021 zur weitgehenden Einführung der Testpflicht und erheblichen Engpässen bei der Einrichtung der Testinfrastruktur, die zum Teil mit stundenlangem Schlangestehen verbunden waren. Insgesamt wurden bis heute über 3.000 Telefonanrufe und über 500 E-Mails beantwortet, nicht nur aus der Doppelstadt Frankfurt-Slubice, sondern aus der ganzen Grenzregion und mehreren Ländern Europas.
In der Begründung des Landes für die Verleihung der Europaurkunde an die Mitarbeiter*innen der Stadt Frankfurt (Oder) heißt es: „In dieser außergewöhnlichen Krisensituation zeichneten sich die vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der polnischsprachigen Hotline der Stadt Frankfurt (Oder) durch ein außergewöhnliches Engagement, auch weit jenseits normaler Bürostunden aus. Sie waren kompetent, bewiesen Ruhe und Einfühlungsvermögen und dies alles in einer Situation, wo sie als Grenzpendler und deutsch-polnische Familien selbst davon betroffen waren. Die vier Kolleginnen und Kollegen sind überzeugte Doppelstädterinnen und Europäer.“