4. Workshop Bäume, Grünflächen und Mikroklima
Anliegen des 4. Workshops war es, dass bereits seit längerem heiß diskutierte Thema "Die Linden in der Magistrale" im Rahmen einer Umgestaltung zu vertiefen. Es wurden verschiedene Varianten von einem Baumgutachter objektiv untersucht und Einschätzungen abgegeben.
Die beiden Baumreihen sind ein wesentliches Gestaltungselement unserer Magistrale und sowohl aus mikroklimatischer als auch aus denkmalpflegerischer Sicht unverzichtbar. Für den Erhalt wurde eine Petition mit über 2.600 Unterschriften an den Oberbürgermeister übergeben.
Dazu wurden an diesem Tag an einer einzelnen Linde die Wurzeln teilweise im Absaugverfahren freigelegt, um die Höhenlage, die Ausdehnung und die Dichte der Wurzeln beispielhaft sichtbar zu machen. Diese Untersuchung ist für die weiteren Planungsarbeiten von besonderer Bedeutung.
In den zurückliegenden Workshops wurden bereits bestehende Konflikte zu den alten Kellern und zu Ver- und Entsorgungsleitungen ausführlicher dargestellt. Die vorhandenen Verwerfungen in den Gehwegen, die teilweise durch die Wurzeln der Bäume verursacht sind, sind vor Ort unübersehbar. Unstrittig ist auch, dass bei jeder Baumaßnahme im Wurzelbereich Schädigungen der Wurzeln unvermeidbar sind.
Hier eine kurze Zusammenfassung der vom Baumsachverständigen Herrn Thomas Amtage und vom Planungsbüro Neumann Gusenburger vorgestellten Varianten zum Umgang mit den Bäumen:
Variante 1 - es werden nur Reparaturarbeiten durchgeführt, alle Bäume bleiben stehen.
⬆ Vorteile:
- geringster Eingriff in den Wurzelbereich
- es fallen lediglich Kosten für die Reparaturen und die regelmäßige Baumpflege an
⬇ Nachteile:
- durch das weitere Wurzelwachstum und die zeitversetzten Abgänge einzelner Bäume sind die künftigen Unterhaltungskosten sehr hoch
- weitere Einschränkungen der Nutzbarkeit durch Anhebung der Belagsflächen
- Verzicht auf umfangreiche Baumaßnahmen, einschließlich den geplanten Leitungserneuerungen der FWA
Variante 2 - grundlegende Umgestaltung der Magistrale, alle Bäume werden gefällt
⬆ Vorteile:
- bei der Neupflanzung können optimale Bedingungen für die neuen Bäume geschaffen werden; Betrachtungshorizont > 100 Jahre
- Baumart kann angepasst werden
- Möglichkeit zur Beseitigung bestehender gestalterischer und funktioneller Mängel wird erhöht
- künftige Reparatur- und Baumpflegekosten werden deutlich reduziert
⬇ Nachteile:
- Charakter der Magistrale wird auf einen Schlag verändert
- mittelfristige Beeinträchtigung des Mikroklimas
- ggf. hohe Kosten für die Ersatzpflanzung, dargestellt wurden 3 unterschiedliche Pflanzgrößen
Kosten:
- die Kosten für die Fällung und Neupflanzung betragen an diesem Standort ca. 3.500 € bzw. bei der Großbaumpflanzung ca. 13.000 € je Baum
- je größer die Pflanzgröße des Baumes, desto länger braucht der Baum bis er am neuen Standort weiterwächst und desto länger und aufwendiger ist die Entwicklungspflege
Variante 3 - Wurzelverbessernde Maßnahmen durch Entsiegelung und Bodenaustausch
⬆ Vorteile:
- die Bäume bleiben erhalten, die Schäden während der Bautätigkeit können durch die verbessernden Maßnahmen teilweise kompensiert werden
- Mängel im Belag können großflächig behoben werden
- der Einbau wurzelüberbrückender Systeme ist möglich
⬇ Nachteile:
- künftige Verwerfungen durch Wurzelwachstum sind zu erwarten
- Bäume werden während der Bauphase gestresst und das Bauverfahren ist sehr zeit- und kostenaufwendig
- Bäume müssen mittelfristig sukzessive ersetzt werden
Kosten:
- für den Bodenaustausch ca. 8.000 € je Baum
- Wurzelbrückensysteme ca. 16.000 € je Baum; angenommen wurde ein 5 m breiter Baumgraben für die einzelnen Baumreihen.
Variante 4 - Verpflanzung der vorhandenen Linden an andere Standorte
- zunächst Prüfung erforderlich, ob Bäume verpflanzungsfähig sind und ausreichend Pflanzstandorte zur Verfügung stehen, was hier unrealistisch ist
- Kosten Großbaumverpflanzung und Problematik Neupflanzung -> siehe Variante 2
Durch das beauftrage Planungsbüro wurde auch die Pflanzung von jeweils einer zusätzlichen kleinkronigen Baumreihe vorgeschlagen.
Die Themen Grünflächen und Mikroklima spielten nur eine untergeordnete Rolle und müssen im weiteren Planungsprozess vertieft werden.
In der MOZ vom 15.04.2024 ist zu diesem Workshop auch ein ausführlicher Artikel erschienen.