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26.04.2011

Ada Brodsky gestorben

Wie die Stadtverwaltung mit großem Bedauern erfuhr, verstarb am Nachmittag des 12. April 2011 in Jerusalem Frau Ada Brodsky. Sie erlag einem im Spätherbst 2010 einem Krebsleiden. Als Tochter des beliebten jüdischen Kinderarztes Dr. Hermann Neumark am 30. Oktober 1924 in Frankfurt (Oder) geboren, blieb sie trotz der hier an der eigenen Familie erfahrenen Verbrechen zeitlebens mit ihrer Geburtsstadt verbunden.

1994, zwei Jahre nach dem ersten Briefkontakt zum Frankfurter Stadtarchiv, besuchte sie das erste Mal wieder ihre Geburtsstadt. Zusammen mit ihrem Bruder, dem Pianisten Eldad Neumark gestalteten sie am 8. Mai 1994 im überfüllten Vortragsraum des Kleistmuseums eine berührende literarisch-musikalische Reise in die eigene Vergangenheit. Der Vortrag „Nach Hause vertrieben“ erschien dann als CD und wurde – stark gekürzt - auch in der Märkischen Oderzeitung abgedruckt.
Ada Brodsky und ihr schon am 16. Mai 2010 verstorbener Bruder Eldad Neumark konnten noch erleben, wie in Frankfurt (Oder) eine Straße nahe ihrer einstigen Wohnung am Wilhelmsplatz nach ihrem Vater benannt wurde. Mit der „Dr.-Hermann-Neumark-Straße“ erinnert die Stadt an den verdienstvollen Arzt, dem hier, wie auch vielen anderen, in der NS-Zeit viel Leid angetan wurde.

Als Rundfunkjournalistin und Übersetzerin erwarb sie sich große Verdienste um die Verständigung zwischen Deutschland und Israel. Sie war verheiratet mit David Brodsky und hinterlässt zwei 1949 und 1953 geborene Töchter.

Als Kind erlebte Ada Brodsky die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Frankfurt (Oder). Zeitlebens erinnerte sie sich daran, wie sich ihr Leben seitdem veränderte. Wäre Goethe nicht gewesen, hätte die Familie vielleicht schon 1933 Deutschland verlassen. Für ihren Vater, der viele Goethegedichte aus dem Gedächtnis rezitierte, war Goethe der Vertreter des wahren Deutschlands. Der Vater, ein in Frankfurt überall geschätzter Kinderarzt, glaubte, dass sich die Nationalsozialisten nicht auf Dauer hier durchsetzen würden und war, anders als die Mutter, gegen ein Verlassen der Stadt. Er verlor sein Amt am städtischen Krankenhaus als ärztlicher Leiter der Säuglingsabteilung und durfte nicht mehr an der mit dem Krankenhaus verbundenen, staatlich anerkannten Krankenpflegeschule (Schwesternschule) unterrichten.

Bald darauf wurde ihm als jüdischer Arzt die wichtige Zulassung zu den Krankenkassen entzogen. Die Mutter drängte auf Ausreise. Zur Einreise in das unter britischem Protektorat stehende Palästina bedurfte es eines Auswanderungszertifikates, die Familie besaß jedoch dafür nicht das nötige Geld. 1938 bekam die dreizehnjährige Ada - nachdem ein Gedicht von ihr in der Jüdischen Rundschau für Kinder gedruckt wurde, ein solches für die Jugend-Alijah. Ihr Bruder Eldad, der sich um ein Stipendium für das Jerusalemer Konservatorium beworben hatte, konnte mit einem Studentenzertifikat für die Musikschule ausreisen. Die Eltern waren von den Kindern getrennt. Es kam die Nacht vom 9. zum 10. November 1938, als ihr Vater, wie alle jüdischen Familienväter in der Stadt verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt wurde. Es hieß, dass von dort nur derjenige freikommen konnte, der ein Einreisevisum für ein anderes Land vorweisen konnte. Das dafür notwendige Geld borgte eine Schwägerin in Palästina mühselig zusammen, eine andere Verwandte brachte die 1000 Pfund nach Deutschland. Mit dieser Summe erlangte ihre Mutter in der britischen Botschaft das letzte ausgegebene Zertifikat, womit die Eltern im März 1939 Deutschland verließen.

Nach dem Abitur 1943 lebte Ada ein Jahr in einem Kibbuz und studierte danach in Jerusalem englische Literatur und Judaistik, später noch an der Jerusalemer Musikakademie Musikerziehung und Musikwissenschaft. Sie arbeitete als Rundfunkautorin und gestaltete meist mehrteilige Sendungen über Leben und Werk bedeutender, darunter auch zahlreicher deutscher Komponisten. Sie arbeitete darüber hinaus als herausragende Übersetzerin deutscher Lyrik und Prosa ins Hebräische. Besonders widmete sie sich dem Schaffen von Rainer Maria Rilke und schrieb zu ihm unter anderem die zweibändige hebräische Monographie-Anthologie „Rainer Maria Rilke, Weg eines Dichters“.
Ada Brodsky arbeitete lange eng mit dem Goethe-Institut Jerusalem zusammen. Für ihre Verdienste um die Verständigung zwischen Deutschland und Israel wurde sie vom Präsidenten des Goethe-Instituts zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland und zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit Hilmar Hoffmann 1995 in Weimar mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet.