Hilfsnavigation
Kurzmenü
Zum Aktivieren des Google-Übersetzers bitte klicken. Wir möchten darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an Google übermittelt werden.
Mehr Informationen zum Datenschutz
Link zu den Seiten in Einfacher Sprache
Hauptmenu
Seiteninhalt

Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger

Exkursion nach Frankfurt (Oder) am 18. Mai

In diesem Jahr richtet das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum die Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger unter dem Thema „Bildung und Denkmalpflege“ aus. Den Tagungsteilnehmern werden am 18. Mai auf fünf Exkursionen ausgewählte Denkmale vorgestellt. Frankfurt (Oder) ist wegen seiner überregional bedeutenden historischen Bildungsbauten ein wichtiges Exkursionsziel.

Am Vormittag steht die Marienkirche im Mittelpunkt. Bürgermeisterin Katja Wolle wird die Teilnehmer der Tagung um 10.30 Uhr in der St. Marienkirche begrüßen und in Frankfurt willkommen heißen.
 
Dieser bedeutende Kirchenbau ist eng mit der Geschichte der 1506 gegründeten Frankfurter Universität verbunden. An der alten Viadrina wirkten Professoren wie der streitbare Andreas Musculus als Pfarrer, im Chorsüdanbau fanden die theologischen Disputationen der alten Viadrina statt. Schließlich dienten auch die großartigen mittelalterlichen Glasfenster zur Bildung und Belehrung der Gläubigen. In farbenfroh eindringlichen Bildern erzählen sie die Schöpfungs- und Heilsgeschichte, bereichert durch die große und seltene Antichrist-Legende.

Der Nachmittag wird ein gänzlich anderes Kapitel der Stadt- und Bildungsgeschichte Frankfurts beleuchten. In der Zeit allergrößter Wirtschaftsprobleme, in den 1920er Jahren, setzten die Stadtväter nachdrücklich auf Bildung. In der damals zügig bebauten Nuhnen-Vorstadt, wo die von Berlin nach Frankfurt versetzten Beschäftigten der Eisenbahndirektion Osten in der Paulinenhofsiedlung eine neue Heimat gefunden hatten und neue Genossenschafts-Wohnanlagen ihren Mietern helle Wohnungen und kleine Gärten zur Verfügung stellten, entstanden eine neue Schule und zwei pädagogische Einrichtungen von überregionaler Bedeutung. Die Bildungspolitiker waren davon überzeugt, dass erfolgreiche Erziehungs- und Bildungsarbeit junge Menschen fördern solle, nicht drillen. Auch hatte man erkannt, dass eine gut gestaltete Umgebung und das Zusammenwirken von Lehrern und Schülern den Lernerfolg verbessern würde. Die Hindenburgschule, heute Erich Kästner Grundschule, wurde 1926/27 für die Kinder des neuen Stadtviertels gebaut. Mit ihrer farbenfrohen Innenausstattung erregte sie deutschlandweit Aufsehen. 1927/29 entstand in unmittelbarer Nähe das der musischen Weiterbildung dienende Musikheim nach einem Entwurf des bekannten Architekten Otto Bartning, nach 1945 Kleisttheater. 1930 begann der Bau der Pädagogischen Akademie, heute Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, in Sichtweite von Schule und Musikheim. Mit den zuletzt genannten Unterrichtsbauten erhielt die Stadt modernste Bildungsinstitutionen der Weimarer Republik. Die Arbeit im Musikheim, an das Lehrer wie Carl Orff verpflichtet werden konnten, setzte bis heute gültige Maßstäbe in der musischen Pädagogik. Die Konzepte der Pädagogischen Akademien, in denen Studenten und Professoren neue Wege der Volks- und Realschuldidaktik und des Miteinanders beschritten, sollte nach 1945 an den Pädagogischen Hochschulen weiterentwickelt werden.
Die drei Unterrichtsbauten, in ein für die 1920er Jahre zeittypisches Wohnumfeld eingebettet, spiegeln auf engstem Raum die ebenso kontroverse wie befruchtende Architekturdebatte der Weimarer Republik, deren vielgestaltige Spannbreite vom qualitätvollen Traditionalismus mit expressiven Dekorationselementen bis zum Neuen Bauen der Bauhausbewegung reichte.
Zugleich markieren sie den Beginn einer wirtschaftlichen und stadtpolitischen Neuorientierung Frankfurts, die 1929-1932 mit den an der Potsdamer Straße stehenden Neubauten der Baugewerkeschule, heute Teil des Oberstufenzentrums I, und dem Gebäudekomplex der „Städtischen Höheren Handelsschule und Handelsschule“, der „Städtischen Frauenfachschule“ und der „Haushaltungsschule mit Töchterheim“, heute bbw Bildungszentrum, ihre nicht minder anspruchsvolle Fortsetzung finden sollte.

Kontakt: Dr. Sybille Gramlich
Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege  
Tel : (033702) 71 327
e- mail: sybille.gramlich@bldam-brandenburg.de