Kulturministerin Dr. Manja Schüle und Infrastrukturminister Rainer Genilke haben heute in Potsdam gemeinsam mit Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg die Bilanz zur Denkmal-Förderung 2023 im Land Brandenburg vorgestellt. Siegfried Sonntag, Geschäftsführer der Glauer Hof – Inklusion leben gGmbH, hat das Sanierungsprojekt für den unter anderem mit Mitteln der Denkmalhilfe sanierten Glauer Hof in Weißenberg (Landkreis Teltow-Fläming) präsentiert. René Wilke, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), berichtete über den Umbau und die denkmalgerechte Sanierung des Rathauses. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 46 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums sowie des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert. Eine ähnlich hohe Summe steht in diesem Jahr bereit.
Ein herausragendes Förderbeispiel ist der Umbau und die denkmalgerechte Sanierung des historischen Rathauses der Stadt Frankfurt (Oder). Unterstützt aus dem Programm Stadtumbau ist es das größte bzw. finanziell umfangreichste Einzelvorhaben der Städtebauförderung im Land Brandenburg. Die veranschlagten Gesamtbaukosten haben sich seit dem Baustart 2019 von rund 25 Millionen Euro auf aktuell rund 36,8 Millionen Euro erhöht. Bisher sind von Bund und Land 18 Millionen Euro Stadtumbaumittel bewilligt worden.
Das Frankfurter Rathaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen, dem historischen Rathaus aus dem 13./14. Jahrhundert und einem dreiflügeligen Erweiterungsbau um einen Innenhof, der 1913 fertiggestellt wurde. Der prunkvolle Südgiebel des mittelalterlichen Gebäudeteils entstand in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Zwischen 1607 und 1610 fand ein Umbau statt, bei dem unter anderem der nördliche Rathausturm im Stil der Renaissance hinzugefügt wurde. 1953 erfolgte die bauliche Wiederherstellung des zum Ende des 2. Weltkrieges zerstörten Rathauses. 1978 wurde der Neubau des 20. Jahrhunderts funktionell neugestaltet, modernisiert und baulich instandgesetzt. Der Umbau wurde 1978 mit dem Architekturpreis der DDR ausgezeichnet. Seitdem wurden keine umfassenden Sanierungsarbeiten mehr durchgeführt.
Vor Beginn der Instandsetzung war der Hauptteil des Rathauses in einem sanierungsbedürftigen Zustand und entsprach nicht mehr den heutigen baulichen Standards. Zur Instandsetzung gehören die denkmalgerechte Sanierung aller Bereiche, der Wiederaufbau der historischen Dachkonstruktion, die Erneuerung der haustechnischen Anlagen, die brandschutztechnische Ertüchtigung des gesamten Gebäudes, die Barrierefreiheit im Gebäude und an den Zugängen sowie der Neubau eines eigenständigen Müllsammelgebäudes neben dem Rathaus. Es wurden Abbruchmaßnahmen und die Schadstoffsanierung durchgeführt, die Stahlkonstruktion für den Dachstuhl nach historischer Kubatur und der Dachstuhl komplett erneuert. Fenster- und Fassadensanierung sowie der Innenausbau sind bereits weitgehend abgeschlossen. Die Fertigstellung der Rathaussanierung ist für den Frühsommer 2024 vorgesehen.
Oberbürgermeister René Wilke: „Nach Beendigung der Sanierungsarbeiten, die maßgeblich vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt wurden, und dem Wiedereinzug haben wir die Möglichkeit, das Rathaus als einen Ort zu beleben, der über die Funktion eines Verwaltungssitzes hinausreicht. Die Sichtbarmachung des historischen Ursprungs verzahnt sich hier mit moderner Architektur und den Bedürfnissen einer lebendigen Stadtgesellschaft. Es entsteht ein Begegnungsraum für die Frankfurterinnen und Frankfurter, in dem Bürgernähe und Austausch für ein Miteinander sorgen sollen – kurzum: für ein Gefühl der Identifikation. Dazu gehört auch die Bewahrung der baugeschichtlichen Vergangenheit des Rathauses. Die denkmalgerechte Sanierung war zum einen mit zahlreichen erwarteten und unerwarteten Herausforderungen verbunden. Sie ist zum anderen ein wertvolles Pfund bei der Betrachtung des Endergebnisses und prägt den Charakter unseres Rathauses nachhaltig.“
Rund 14.000 Baudenkmale sind in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Von mehr als 40.000 archäologischen Fundplätzen sind etwa 11.000 als flächenmäßig abgegrenzte Bodendenkmale eingetragen.
Für Fragen des Denkmalschutzes sind in Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Teltow-Fläming).